Dank des Reiseunternehmens Eberle aus Hochdorf-Assenheim und Busfahrer Veit konnte eine Gruppe von 29 Kolleginnen und Kollegen trotz Bahnstreiks donnerstags planmäßig nach Leipzig aufbrechen. Bereits während der Fahrt gab es einiges Interessantes zu sehen, wie zum Beispiel die Festung Marienberg bei der Durchquerung Würzburgs. Busfahrer Veit hatte den verkehrstechnischen Masterplan und war sehr bemüht sowohl um das Wohlergehen der Fahrgäste als auch um das seines Busses.
Der Freitag, der Studientag selbst also, stand im Zeichen des authentischen Erfahrens deutscher Zeitgeschichte.
Ausgangspunkt bildete das Haus der Geschichte, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte von Diktatur, Widerstand und Zivilcourage in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR aufzuarbeiten. Die Exponate boten eine Zeitreise von der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur friedlichen Revolution, dem Fall der Mauer und schließlich der deutschen Wiedervereinigung.
Zweiter Anlaufpunkt des Tages war das Museum in der „Runden Ecke“. Von 1950 bis 1989 war in diesem Gebäude der Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Das Besondere dieses Museums ist, dass die bedrückende Atmosphäre, die in den damaligen Amtsstuben der Stasi geherrscht hat, hautnah nachempfunden werden kann: Nahezu unveränderte Verhörräume können in Augenschein genommen werden und die kuriosesten Utensilien zur Bespitzelung der eigenen Bevölkerung können bestaunt werden.
Am späteren Nachmittag schließlich machten die Kolleginnen und Kollegen einen geführten Rundgang durch die berühmte Nikolaikirche. Hier fanden in den 1980er-Jahren die sogenannten Montagsgebete statt, aus denen sich im Herbst 1989 die Montagsdemonstrationen entwickelten. Diese Demonstrationen waren gegen das damalige Regime gerichtet und trugen wesentlich zur friedlichen Revolution bei.
Der Studientag wurde abgerundet mit einem gemeinsamen Abendessen in Barthels Hof, dem letzten in Leipzig erhaltenen Durchgangshof (neudeutsch: „Passage“) aus dem Zeitalter des Barock. Hier gab es diverse lokale Spezialitäten, und zwar nicht nur Leipziger Allerlei, die von traditionellem Schwarzbier oder sächsischem Wein (ja, den gibt es auch!) begleitet wurden.
Am zweiten Tag unserer Studienreise zogen die Kolleginnen und Kollegen individuell bzw. in Kleingruppen nach eigenem Gusto los, um auch das Leipzig außerhalb des Innenstadtrings zu erkunden.
So wurde beispielsweise „der kolossale Tempel für Tod und Freiheit in Europa“, das von 1898 bis 1913 erbaute Völkerschlachtdenkmal, besichtigt und je nach Kondition auch die 500 Stufen bis zur Aussichtsplattform in fast 90 Metern Höhe erklommen.
Wer dieses Unterfangen als zu schweißtreibend erachtete, bummelte die legendäre Karl-Liebknecht-Straße entlang und erkundete die Secondhandläden, Restaurants und Kneipen. Gerade der Aufenthalt in letztgenannten forderte ebenso großes Durchhaltevermögen, wenn auch anderer Natur. Ganz abenteuerlustige Kolleginnen und Kollegen zog es außerdem in abgelegenere Stadtviertel wie das „junge“, pulsierende Lindenau, in dem sich gerade eine alternative studentische Indie-Kultur formiert.
Die Rückfahrt mit Veit, der unsere Gruppe in nur 6 Stunden sicher nach Speyer brachte, bildete einen wunderbaren Abschluss, um gemeinsam über die Highlights der Studienfahrt zu reflektieren oder auch einfach etwas weniger reflektiert zu plaudern.
Besonderer Dank gilt Jörg Roßner, der die Studienfahrt geplant und organisiert hat. Außerdem sei Kamady Fofana lobend zu erwähnen, da er kurzfristig den Bus organisieren konnte und dadurch eine gemeinschaftliche Fahrt trotz des Bahnstreiks möglich war.