Der 7. November 2016, fünf Schülerinnen und Schüler der Maßschneiderklassen der Johann-Joachim-Becher-Schule, BBS Speyer bringen heute anstatt Nähkoffer, Schnittpapier und lange überfällige Näharbeiten einen großen Koffer mit zur Schule, denn dort wartet bereits der Shuttle zum Frankfurter Flughafen. Begleitet werden die Fünf von Frau Magin, Klassenlehrerin der MaßschneiderInnen im zweiten Lehrjahr, sowie Herrn König, der zum einen das Projekt, das uns die Reise nach Schweden ermöglicht, an Land gezogen hat und zum anderen versucht, den eher modeaffinen SchneiderInnen Sozialkunde und Wirtschaftslehre nahe zu bringen. Jedoch sind wir nach Jonköping, einer schwedischen Stadt mit 90.000 Einwohnern, nicht nur unterwegs, um Elche zu streicheln und zu frieren wie ein Schneider, hauptsächlich treten wir die Reise an, um dort zu arbeiten.
Die BBS Speyer als Erasmus+ Schule ermöglicht immer wieder Schülerinnen und Schülern zusammen mit Schulen aus anderen europäischen Ländern ein gemeinsames Projekt zu planen und durchzuführen. Hierbei reisen, stellvertretend für die jeweilige Klasse/den Bildungsgang einzelne Schülerinnen und Schüler in die verschiedenen Länder des beteiligten Projektes. Neben unserer Schule sind dieses Mal noch eine finnische, eine spanische und eine schwedische Schule am Projekt beteiligt. Da jede Nation mindestens einmal die Gastgeberrolle übernimmt, stehen dementsprechend noch einige weitere Treffen in den jeweiligen Ländern an.
Das erste Treffen in Schweden diente hauptsächlich der Konzeptionserstellung mit den anderen drei Partnerschulen. Die Projektteilnehmer aus Schweden und Finnland setzen Schwerpunkte in Musik, die spanische Schule in Grafikdesign und wir sind für die Gestaltung und Verarbeitung im Bereich Mode und Textil zuständig. Somit bot es sich an, eine Konzeption für eine Bühnenshow zu entwerfen, bei der Musik, Mode und Kunst als Elemente der wortlosen Verständigung eine Symbiose eingehen und verschiedene Ideen, Sprachen, Kulturen und künstlerische Metiers auf einer Bühne miteinander verschmelzen. Dadurch waren die Tage in Schweden gespickt mit Gesprächen, Diskussionen, Verständigung und nicht zuletzt mit dem Suchen nach Ideen und dem Finden von Kompromissen.
Wir bekamen Einblicke in die Schulsysteme anderer Länder und deren Alltagskultur, freuten uns über eine 20 cm dicke Schneeschicht, die beleuchtete Innenstadt von Jonköping und den Blick auf das dunkle Wasser aus unserem Haus am See. Der Wunsch Elche anzutreffen wurde leider nicht erfüllt, der obligatorische Besuch in einem schwedischen IKEA, dem „Original,“ glich dies jedoch wieder aus. Obwohl gelegentlich bei der ein oder anderen Diskussion Missstimmungen auftraten, reisten trotzdem alle Teilnehmer mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen am Freitag zurück in die jeweiligen Heimatländer.
Neben Make-Up aus dem Duty-Free des Flughafens, etlichen Plüschtieren von Ikea und 34543 Schneefotos, haben wir aber auch eine Mission mit nach Deutschland gebracht. Die Konzeption steht zwar, (zu viel wird noch nicht verraten) jedoch werden in den kommenden Wochen die Zuhausegebliebenen über die Planung in Schweden informiert und bis zum nächsten Treffen in Spanien erste Entwürfe und Skizzen gemacht sowie die ersten Modelle gefertigt, um diese dort präsentieren und mit den anderen Schulen besprechen zu können.
Wir danken der Schule, dem Erasmus-Programm für die Möglichkeit aus dem tristen, kalten Deutschland in das noch kältere, dafür überhaupt nicht triste Schweden reisen gekonnt zu haben sowie unseren LehrerInnen, die uns Vertrauen und Freiraum gewährten, um unseren Ideen freien Lauf zu lassen.
Autor: Arved Simon